In diesem Blogartikel beschreibe ich die Vor- und Nachteile des erfahrungsorientierten Lernens und ziehe mein Fazit zur Frage: „Was bringt Graduierten an Hochschulen mehr?“
Das finden Sie in diesem Blogartikel
Was ist erfahrungsorientiertes Lernen?
Erfahrungsorientiertes Lernen ist ein Konzept, bei dem sich die Lernenden aktiv mit den Inhalten und deren Bedeutung für sie selbst auseinandersetzen. Workshop-Begleiter*innen schaffen für die Lernenden Räume, die helfen, jeweils eigene Erlebnisse, Gedanken und Vorstellungen mit den jeweiligen Unterrichtsthemen in Verbindung zu bringen.
Sommer 1998, ich sitze mit 11 anderen Studierenden in einem Seminarraum der Uni Graz. Das Licht scheint durch das offene Fenster und ich bin glücklich. Ich glücklich in einem Seminarraum?! Gerade haben wir in einer Kleingruppe unser kreativ-buntes Plakat der Gruppe präsentiert und bereiten uns jetzt für das nächste role-play vor. Ich erlebe hier gerade, dass Lernen nicht nur langweilig und öde sein muss, sondern richtig viel Spaß machen kann. Mir gefällt es, den Geschichten der anderen zu lauschen und meine eigenen Erfahrungen zu schildern. Lernen fühlt sich endlich wieder richtig gut an, nach den Schul-Horror Jahren die ich hinter mir habe.
Ein herzliches Dankeschön aus der Zukunft an das großartige Trainer*innen-Paar, deren Namen ich leider vergessen habe. Ihr habt einen bleibenden Eindruck hinterlassen!
Seitdem ich nämlich selbst Workshops begleite, ist das erfahrungsorientierte Lernen fester Bestandteil meines Lernkonzepts. Aus der damaligen extrem engen und vor allem Theorie-lern-lastigen Zeit kommend (Sie erinnern sich an die Zeiten in denen man für eine Prüfung 15 Büchern fast lernen musste und dann der Satz im Buch 3 auf Seite 74 wortwörtlich wiederholt werden musste? Gruselig!), bin ich sogar so begeistert, dass ich 2003 in meiner Diplomarbeit Interkulturelle Trainingsmethoden (erfahrungsorientiertes Lernen und rein theoretisches Lernen) empirisch miteinander verglich. Meine These: erfahrungsorientiertes Lernen verbessert signifikant besser die Interkulturelle Kompetenz gegenüber rein theoretischem lernen.
Dem war dann auch so. Seitdem ist das erfahrungsorientierte Lernen fester Bestandteil meines Lernmethoden-Portfolios. Denn sie bietet einen ganzheitlichen Ansatz und Aha-Momente, die ein rein theoretisches Lernen niemals bieten kann.
Vorteile von erfahrungsorientiertem Lernen
Selbstgesteuertes Lernen war lange Zeit die vorherrschende Lernmethode in der Erwachsenenbildung, doch in den letzten Jahren hat das erfahrungsorientierte Lernen zunehmend an Bedeutung gewonnen. Diese Methode geht davon aus, dass Menschen am besten durch aktive Teilnahme an praktischen Erfahrungen lernen. Es geht also darum, den Teilnehmenden ein möglichst realitätsnahes Lernumfeld zu schaffen.
Ein großer Vorteil des erfahrungsorientierten Lernens ist, dass es den Teilnehmenden ermöglicht, ihre praktischen Fähigkeiten zu verbessern und gleichzeitig ganzheitliche Erfahrungen zu sammeln, die sie später in ihrem Berufsleben anwenden können. Besonders in der Hochschulbildung können Graduierte, Professor*innen und Postdocs von dieser Lernmethode profitieren, da sie in der Regel bereits über ein theoretisches Wissen verfügen, aber oft Schwierigkeiten haben, dieses Wissen in die Praxis umzusetzen. Durch das erfahrungsorientierte Lernen können sie ihre Fähigkeiten verbessern und die Lücke zwischen Theorie und Praxis schließen.
Ein weiterer Vorteil des erfahrungsorientierten Lernens ist, dass es dazu beitragen kann, die Vielfalt an Hochschulen zu fördern. Indem Teilnehmerinnen aus verschiedenen Hintergründen und Erfahrungen zusammenarbeiten und voneinander lernen, können Vorurteile und Stereotypen abgebaut und ein inklusiveres Umfeld geschaffen werden. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen und neue Perspektiven kennenzulernen. Durch die Interaktion mit anderen Teilnehmer*innen können sie auch wertvolle soziale und interkulturelle Kompetenzen erwerben.
Hier noch einmal die wichtigsten Vorteile zusammengefasst:
- Verbesserung praktischer Fähigkeiten und Anwendung von Wissen in der Praxis
- Besonders in der Hochschulbildung können Graduierte, Professoren und Postdocs von dieser Lernmethode profitieren, da sie in der Regel bereits über ein theoretisches Wissen verfügen, aber oft Schwierigkeiten haben, dieses Wissen in die Praxis umzusetzen.
- Durch das erfahrungsorientierte Lernen können sie ihre Fähigkeiten verbessern und die Lücke zwischen Theorie und Praxis schließen.
- Förderung von Diversity und interkultureller Kompetenz
- Indem Teilnehmende aus verschiedenen Hintergründen und Erfahrungen zusammenarbeiten und voneinander lernen, können Vorurteile und Stereotypen abgebaut und ein inklusiveres Umfeld geschaffen werden.
- Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen und neue Perspektiven kennenzulernen.
- Durch die Interaktion mit anderen Teilnehmenden können sie auch wertvolle soziale und interkulturelle Kompetenzen erwerben.
Nachteile von erfahrungsorientiertem Lernen
Allerdings gibt es auch Nachteile beim erfahrungsorientierten Lernen. Eine mangelnde Strukturierung kann dazu führen, dass das Lernziel nicht erreicht wird oder dass die Teilnehmenden sich nicht auf das Wesentliche konzentrieren. Die Trainerin muss dafür sorgen, dass dies nicht passiert.
Zudem kann das erfahrungsorientierte Lernen aufgrund der Notwendigkeit von Materialien, Equipment und Expert*innen auch teurer sein als andere Lernmethoden. Die Bewertung des Lernfortschritts kann ebenfalls schwieriger sein, da es schwer zu messen ist, wie viel die Teilnehmenden tatsächlich gelernt haben. Die gleiche Frage stellt sich beim theoretischen Lernen allerdings auch. Vor allem: auf welcher Ebene wurde gelernt und wie tief wurde es tatsächlich im Gehirn verankert.
Deshalb bleibt das erfahrungsorientierte Lernen eine vielversprechende Lernmethode für Graduierte, Professor*innen und Postdocs, die ihre Fähigkeiten erweitern und praktische Erfahrungen sammeln möchten. Wenn es darum geht, die Vielfalt an Hochschulen zu fördern, kann das erfahrungsorientierte Lernen einen wichtigen Beitrag leisten, indem es das Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gruppen von Teilnehmenden fördert.
Die wichtigsten Nachteile zusammengefasst:
- Mangelnde Strukturierung und Konzentration auf das Wesentliche
- Eine mangelnde Strukturierung kann dazu führen, dass das Lernziel nicht erreicht wird oder dass die Teilnehmenden sich nicht auf das Wesentliche konzentrieren.
- Potenziell höhere Kosten
- Das erfahrungsorientierte Lernen kann aufgrund der Notwendigkeit von Materialien, Equipment und Experten auch teurer sein als andere Lernmethoden.
- Schwierige Bewertung des Lernfortschritts
- Die Bewertung des Lernfortschritts kann ebenfalls schwieriger sein, da es schwer zu messen ist, wie viel die Teilnehmenden tatsächlich gelernt haben.
Fazit: Zur Frage: "was bringt unseren Graduierten mehr?" hat das erfahrungsorientierte Lernen deutlich die Nase vorn
Erfahrungsorientiertes Lernen kann eine effektive und Spaß bringende Methode sein, um Wissen zu vermitteln und praktische Fähigkeiten zu erlernen. Es fördert Teamarbeit und Selbstreflexion und kann die Motivation der Teilnehmenden deutlich steigern.
Das erfahrungsorientierte Lernen kann nicht nur eine hervorragende Methode sein, um praktische Fähigkeiten zu vermitteln und Teilnehmer auf ihre zukünftige Karriere vorzubereiten, sondern auch dazu beitragen, die Vielfalt an Hochschulen zu fördern. Indem Teilnehmer*innen mit verschiedenen Hintergründen und Erfahrungen zusammenarbeiten und voneinander lernen, können Vorurteile und Stereotypen abgebaut und ein inklusiveres Umfeld geschaffen werden.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine sorgfältige Planung und Strukturierung notwendig ist, um sicherzustellen, dass das Lernziel erreicht wird und der Lernprozess effektiv ist. Geeignete Expert*innen und Trainer*innen sollten engagiert werden, um den Workshop durchzuführen und die Teilnehmer*innen dabei zu unterstützen.
Auf diese Art zu lernen, kann eine wertvolle Erfahrung für Graduierte, Professor*innen und Postdocs sein, um ihre Fähigkeiten zu erweitern und praktische Erfahrungen zu sammeln.
Insgesamt ist das erfahrungsorientierte Lernen eine vielversprechende Lernmethode für Graduierten-Akademien, die auf der Suche nach effektiven und spannenden Workshops sind, um Teilnehmenden praktische Fähigkeiten zu vermitteln, ihre Karriereaussichten zu verbessern und die Vielfalt an ihrer Hochschule zu fördern. Wenn der Lernprozess sorgfältig geplant und durchgeführt wird, kann er zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Beteiligten werden.