Das findest Du in diesem Blogartikel
Friedensarbeit ist keine Marketingstrategie
Die sozialen Medien sind derzeit voll mit Berichten über Aktionen zum Thema Frieden. Jede*r hat auf einmal was dazu zu sagen. Und es ist wunderbar, herzergreifend und wichtig, dass so viel getan wird. Auch ich habe eine Liste für Dich, wenn Du spenden möchtest. Die findest Du weiter unten.
Und dennoch: Friedensarbeit ist keine Marketing-Strategie. Du musst sie leben und atmen und Co-kreieren. In Dir selbst und Deiner Community. Friedensarbeit braucht Zeit, Hingabe und die Bereitschaft Dein limitierendes Ego immer wieder sterben zu lassen.
Und es braucht Deine Bereitschaft, Dich den Ahnen-Traumata zu stellen und sie zu transformieren.
Friedensarbeit achtet die Grenzen der Anderen
Wann entsteht eigentlich ein Krieg? Mal ganz vereinfacht gesagt immer dann, wenn Grenzen überschritten werden. Wenn eine*r sich davon (innerlich) so provoziert fühlt, dass er/sie zurückschlägt.
Wenn ich Friedensarbeit betreiben will, dann muss ich mir darüber bewusst werden und fühlen, dass andere Menschen Grenzen haben und diese auch achten.
Bei meinen Klientinnen der Generation Kriegsenkel (Frauen um die 50, deren Eltern Kinder während des Zweiten Weltkriegs waren), gibt es immer wieder ein wichtiges Thema: sie haben Probleme damit, Grenzen zu fühlen oder sie zu setzen.
Sabine erzählt, wie ihr der Zimmerschlüssel als Kind weggenommen wurde und die Eltern jederzeit zu ihr ins Zimmer kommen konnten. Das haben sie auch getan. Ohne anzuklopfen. Auch im Bad, als Sabine schon in der Pubertät war. Ihr Protest half nicht. Sabines Mutter hatte auch so eine Art, ihr „alles aus der Nase zu ziehen“, selbst ganz intime Dinge, die sie lieber für sich behalten hätte.
Das sind – im Vergleich zu körperlichen Übergriffen – vermeintlich kleine Grenzverletzungen. Dennoch lernt das Kind, dass es ok ist, dass seine Grenzen übertreten werden. Das führt dann später im Leben zu Abgrenzungsschwierigkeiten: entweder sind die eigenen Grenzen so starr, dass man niemanden mehr in das eigene Leben lässt, oder zu offenen Grenzen und man fühlt sich ständig „übertreten“. Was zu enormen Energieverlusten und Frust in zwischenmenschlichen Beziehungen führen kann.
Leider nehmen Menschen mit diesen Erfahrungen auch selten die Grenzen anderer wahr. Auch das ist Weitergabe transgenerationaler Traumata . Sabine erzählte mir etwa ganz unbefangen, dass sie regelmäßig die Texte und Übungen von den Kolleginnen aus dem Internet 1:1 „übernimmt“. Bei Nachfrage, ob sie sich über Copyright bewusst ist, nachfragt, ob das ok ist oder diese zumindest zitiert sagt sie völlig unbedarft: „Nö, wieso denn? Das haben die sich sicher auch nicht ausgedacht.“
Sie ist sich hier völlig unbewusst, dass sie ihr eigenes Trauma weiterträgt. Bedauerlicherweise geht sie damit unbewusst in einen negativen Energie-Austausch. Sie verstärkt das Feld der Grenzverletzungen und es wird dann (kosmisches Gesetz) auch wieder zu ihr zurückkommen.
Friedensarbeit heißt in diesem Fall sich über die eigenen Traumata der Grenzverletzungen bewusst zu werden und diese zu transformieren. Und selbst die Grenzen anderer nicht mehr zu verletzen.
Der große Vorteil daran ist nicht nur eine immense Erleichterung, dieses alte Paket, das niemals Deines war, endlich loszuwerden. Auch findest Du so Zugang zu Deiner eigenen Quelle und musst keine billige Kopie von Anderen werden. Deine Einzigartigkeit ist vom Leben gewollt. Andere Menschen können das spüren. Es gibt kein überzeugenderes Marketing Tool.
„Frieden ist die Fähigkeit, einen Konflikt kreativ und ohne Gewalt zu lösen. Ein Friedensjournalist schreibt weder für noch gegen den Krieg, sondern über Friedensvisionen und friedensbildende Vorgänge. Friedensbildende Vorgänge sind immer gemeinschaftsbildende Vorgänge. Sie sind meistens subtil und dauern manchmal Jahre oder Jahrzehnte (Johann Galtung).“
Dr. Iris Wangermann I Peace with your Past Tweet
Friedensarbeit ist inner leadership und löst Ursachen
„Ich habe keinen Bock den Müll einzusammeln, der an meinem Fluss am Haus vorbeischwimmt. Ich will flussaufwärts fahren, um dafür zu sorgen, dass kein Müll mehr in den Fluss gekippt wird.“
Friedensarbeit braucht Deine Bereitschaft, Dich den inneren Monstern und Dämonen zu stellen. Dein inneres Schattenreich zu bereisen und Dein verletztes, inneres Kind zu befreien. Deine Ahnen-Traumata zu transformieren, die seit Jahrtausenden transgenerational weiter gegeben werden.
Friedensarbeit braucht echte “balls“. Denn Du bist eingeladen, ehrlich in den Spiegel zu schauen und Deine „innere Mannschaft“ in Frieden zu bringen. Waffenruhe zu schließen mit allem, was da ungelöst ist in Dir. Licht, Liebe und Leichtigkeit in all diese dunklen Ecken zu bringen. Das ist kein „love & light“ fluffy Spiri-Gelaber. Die wahren Kämpfe finden innen statt. Zwischen Deinem Ego und Deiner Seele. Und es braucht einen Löwinnen-Mut, sich dem zu stellen.
Friedensarbeit kommt aus dem Herzen
Gestern hat mir eine Freundin ein Tik Tok Video geschickt, dass mich ganz tief berührt hat. Es zeigt 1000de Deutsche am Berliner HBF, die den Geflüchteten Menschen aus der Ukraine einen Platz zum Schlafen anbieten.
Da wird nichts von oben angeordnet oder in einer Sitzung beschlossen. Da wartet niemand auf die Order „von oben“. Da passiert gerade ganz viel Herzöffnung. Die Menschen machen das, was uns zutiefst menschlich macht: nachfühlen, was da in anderen Menschen passiert und sofort helfen wollen.
Sich diesen Gefühlen zu stellen, Dein Herz zu öffnen und dann zu helfen ist Friedensarbeit.
Daneben höre ich, wie es auf einmal unkompliziert möglich ist, die Grenzen zu öffnen. Menschen bekommen Asyl und freie Bahnfahrten. Ich würde mir wünschen, dass es auch hier keine Zwei-Klassen-Gesellschaft gibt, wie Trevor Noah es so klar zeigt. Dass die Grenzen offen sind – egal, woher man kommt.
Wenn Du Spenden möchtest
Wenn Du spenden möchtest, dann kann ich Dir Folgendes empfehlen. Weitergeleitet von den großartigen Kolleg*innen des Agile Culture Camps.
- Prof. Pierre Leonhard Ibisch,
Hochschule für nachhaltige Entwicklung, Eberswalde
Zusammen mit seinen Studenten organisiert er humanitäre Hilfe. Nachfragen unter: UKRAINE.SUPPORT@HNEE.DE
Wir legen euch in diesem Zusammenhang „Das ökohumanistische Manifest“ von P.L. Ibisch & Jörg Sommer und die darin enthaltenen 10 Thesen einer zukunftsweisenden Haltung ans Herz.
- Filia.Die Frauenstiftung
filia unterstützt weltweit gezielt doppelt diskriminierte Frauen und Mädchen, die auch außerhalb des Krieges zu den gefährdetsten Gruppen auf unserem Globus gehören - DRA – Deutsche-Russischer Austausch e.V.: Europäische Zivilarbeit in Ost- und Mitteleuropa
Das DRA unterstützt eine offene und friedliche Zusammenarbeit in einem demokratischen Europa ohne Grenzen.