Brief an mein 10 Jahre jüngeres Ich

Es ist Herbst 2011 und Du stehst gerade vor einigen schwerwiegenden Entscheidungen. Du bist 36 und hast Dich gerade von Deinem Partner getrennt.

Die letzten Monate haben Dich enorm viel Energie gekostet, worunter auch Deine Arbeit gelitten hat. Du bist orientierungslos und etwas müde. Unter der Trennung hat auch Deine Arbeit gelitten, außerdem willst Du Deinen Horizont erweitern: neue Menschen, neue Aufgabe. Es werden Dir zwei Stellenanzeigen ins Auge springen, die sich enorm spannend anhören. Zwei halbe Stellen, die Du – neben Deiner Selbstständigkeit – machen könntest.  Genau passende zu Deinem Thema „Interkulturelle & Diversity Kompetenz“. Beide Stellen hören sich höchst anspruchsvoll an. Da Du Herausforderungen magst, wirst Du Dich bewerben.

Dein Selbstwertgefühl ist in dieser Zeit trotzdem nicht das beste, deshalb kannst Du es kaum glauben, als Du zu beiden Vorstellungsgesprächen eingeladen und für beide Stellen eine Zusage bekommen wirst. Ich will Dir sagen, dass Du Dich nicht so verrückt machen sollst. Fokussiere Dich nicht nur aus Tun, sondern immer mehr auch aufs Sein. Traue Deinem Körper der Dir sagt, wenn es zu viel ist. Auch wenn Du noch mehr auf die innere Stimme hörst, die sagt: „Wenn Du etwas erreichen willst, dann musst Du hart arbeiten!“ Das stimmt nicht. Wenn Du etwas erreichen willst, musst Du zusätzlich eine Meisterin in Präsenz werden. Sonst kommst Du aus dem Gleichgewicht und wirst krank.

Weil es Dir schwer fällt eine Entscheidung zu treffen, gehst Du mit dieser Frage in die Natur. Und du bekommst eine klare Antwort: die Stelle als Interims Professorin in Hamburg soll es sein.

Du wirst aufgeregt sein, denn eine Professorin zu sein war weder auf Deiner Agenda, noch gibt es dafür (weiblichen) Vorbilder in Deiner Familie. Ich würde Dir sagen: mach Dir keine Sorgen. Die ersten Monate werden Dich zwar stark fordern, aber auch das wirst Du schaffen. Es wird Dich enorm viel Energie kosten montags früh von Köln nach Hamburg zu pendeln und Mittwochnachmittag wieder zurück. Du wirst bis zu 12 Stunden/Woche unterrichten. Es wird anstregned werden. Trotzdem ist das ein wichtiger Schritt auf Deinem Weg.

 

Du kannst alles schaffen, wenn Du es willst.

Dein Anspruch psychologisch, erfahrungsorintiert und bottom-up zu arbeiten wird nicht allen gefallen. Bleib trotzdem dran. Du musst niemanden gefallen, denn Deine Arbeit soll vor allem Deinen Teilnehmenden dienen. Ich rate Dir immer auf Deine innere Wahrheit zu hören und Deiner inneren Stimme zu folgen. Dann bist Du niemals verloren. Wenn Du älter wirst, dann wirst Du das gesellschaftliche Spiel um Meinungsmacht mehr und mehr durchschauen. Du wirst stolz darauf sein, dass Du immer auch auf Deine innere Wahrheit gelauscht hast. Das Du sie niemals aufgegeben hast, für fadenscheinige Sicherheiten. Denn diese innere Verbindung wird Dich später in den schlimmsten Krisenzeiten ein wichtige Rettunsganker sein.

Du wirst später erleben, welche unglaublichen Durchbrüche die Teilnehmenden in Deinen Workshops und Trainings haben. Außerdem erfüllt sich ein langgehegter Wunsch von Dir: Menschen über viele Wochen hinweg in einem Prozess zu begleiten. Du wirst hierbei so viel lernen: über Dich, die unterschiedlichsten Menschen und über Gruppendynamiken. Was gut und schlecht ankommt, was funktioniert und was nicht. 1000de Menschen wirst Du bist dahin schon begeleitet haben.

Du wirst in Hamburg vielen spannenden Menschen begegnen, zahlreiche neue Erfahrungen machen, Freundschaften fürs Leben schließen und in zu vielen stinklangweilen Sitzungen sitzen. Du wirst es albern finden, dass Menschen Dir nun – mit diesem neuen Professorinnen-Titel – anders begegnen als vorher. Du wirst lernen, Deinen Titel strategisch einzusetzen. Nicht als Ego-Shooter, sondern für den guten Zweck.  

Du wirst die dunklen Seiten dieser Arbeit kennenlernen: politische Machtspielchen und Seilschaften beobachten.

Mach Dir keine Sorgen. Du musst da nicht nachmachen (Du hast sowieso keinen Bock drauf). Du bist auch nicht unnormal, weil Dich das stört. Deine Stärke liegt ganz woanders.

Du wirst (erstaunt) feststellen, dass einige Menschen (Professor*innen sind in der Regel Beamte), die mit den größten Sicherheiten ausgestattet sind, unglaubliche Ängste und Unsicherheiten mit sich herumtragen. Du wirst das Gefängnis sehen, indem sie stecken und erkennen, dass diese unseeligen Machtspielchen lediglich der Schrei von völlig verunsicherten (inneren) Kinden nach Anerkennung und Sicherheit sind.

Mach Dir keine Sorgen, Kleine. Du bist nicht falsch. Es gibt da draußen Menschen, die genauso wunderbar wilde und schräge Vögel sind wie Du. Die sich nicht in irgendwelche kleinen, karierten Boxen stecken lassen. Die das Leben genauso wie Du als unglaubliches Wunder ansehen, dass es in allen Facetten auszukosten gilt. Die verstehen, dass Angst nur ein Tor in eine andere, bessere, wildere Welt ist. Und dass der einzige Weg raus, genau da durch ist. Du wirst das immer wieder üben und zahlreiche magische Tools auf Deinem Weg finden.

Vertraue einfach weiter Deiner inneren Stimme.

Denn diese enge Umgebung wird Dich müde machen. Aber weil Du nicht für halbe Sachen angetreten bist, wirst Du weiter machen. Und weil Du – neben Deiner Stelle in Hamburg – Deine Selbstständigkeit weiter betreibst und in der ganzen Republik zu Deinen Trainings reist, wirst Du eines Tages aufwachen und Deine Herzschmerzen nicht länger ignorieren können.

Du wirst dann eine dieser langweiligen Sitzungen absagen und Dich statt in den Zug nach Hamburg zu einem Kardiologen ins Sprechzimmer setzen. Dieser wird Dich durch zahlreiche Apparate und wichtig aussehende Untersuchungen schicken. Am Schluss wird er Dir sagen: „Sie haben (ich weiß schon gar nicht mehr genau was)“ und Dir eine Schachtel über den Tisch schieben. Er wird Dir sagen: „Sie müssen ab sofort Betablocker nehmen.“ Du wirst ihn anstarren und fragen: „Aber kann man da nicht etwas anderes machen?“ Er wird mit den Achseln zucken und erst dann fragen: „Wie sieht es denn mit Ihrer Ernährung aus? Machen Sie Sport?“ „Ja, ich esse sehr gesund und bewege mich regelmäßig. Aber vielleicht liegt es ja an meinen Lebensumständen?“ Er zuckte mit den Achseln. „Versuchen Sie es mal mit den Tabletten. Wenn es nicht klappt, dann kommen sie wieder.“

Du wirst aufstehen und die Schachtel benommen einstecken. Du wirst tief in Dir spüren, dass hier etwas nicht stimmt. Du kannst es noch nicht in Worte fassen. Aber Du weißt jetzt schon ganz genau, dass Du diese Tabletten niemals nehmen wirst. Du wirst Dich stattdessen auf den Weg machen einmal mehr Dein Leben aufzuräumen. Ich will Dich darin bestärken und ermutigen. Du wirst die richtigen Informationen bekommen und die richtigen Menschen treffen, die Dir weiterhelfen werden. Denn Du bist jetzt wild entschlossen wieder gesund zu werden.

Dir wird klar werden, dass eine 36jährige Frau niemals Betablocker nehmen sollte. Und dass Du eine solche lebenslängliche Diagnose niemals akzeptieren wirst. Du wirst viel in er Natur sein und immer wieder fragen, was das  jetzt eigentlich bedeutet. Du wirst Deine innere Stimme suchen, fragen, bitten, Dir eine Antwort zu geben. Denn die so genannten Autoritäten haben keine lebensbejahende Antwort für Dich (Disclaimer: ich kenne auch viele großartige Ärzt*innen).

Du wirst lernen, dass Du innehalten und in Deinem Leben aufräumen musst. Dass da etwas in Deinem Lebens-System nicht stimmt und dass Du alle Probleme lösen kann, wenn Du gewillt bist, genau hinzuschauen.

Und Du wirst recht behalten mit Deinem Gefühl. Heute 10 Jahre später bist Du gesund wie nie. Du hast KEINE Herzschmerzen mehr. Und Dir ganz nebenbei auf dem Weg ein enormes Wissen über Dein Immunsystem angeeignet.

Du wirst Dich nach zwei Jahren in Hamburg nicht auf die feste Stelle als Professorin bewerben, weil das einfach nicht Deines ist. Stattdessen wirst Du Dich wieder einmal auf die Suche begeben und Deine Seele in die Hände des Lebens legen. Du wirst bei einer weiteren Weiterbildung in naturbasierter Prozessarbeit feststellen, dass Du (nach 15 Jahren intensiver innerer Arbeit) nicht mehr das Opfer Deiner Familiengeschichte bist. Ein initiatischer Traum, in dem Du Deinen neuen Namen rufen sollst, wird Dich ins Death Valley rufen, wo Du bei einer weiteren Visionssuche in der Wüste Deine alte Geschichte gehen lassen wirst.

Und wie das immer so ist, wenn Du mutig einen Schritt ins Unbekannte machst: Du bekommst ein Geschenk: eine neue Geschichte, Deine neue Vision. Eine, die keine reine Kopf und Herz Geburt ist, sondern die tief aus Deiner Seele kommt und den nachkommenden Generationen dient. Du erfährst was Deine Seelengaben sind und dass diese aus Deiner tiefsten Wunde kommen und dass die Weltengemeinschaft genau diese jetzt am meisten braucht. Mit der Generation Kriegsenkel sollst Du arbeiten. Sie dabei unterstützen ihre Ahnen-Trauma in der Natur zu transformieren. Und noch so viel mehr …

Die nächsten Jahre werden für Dich wild und wunderbar und herausfordernd werden. Nicht allen wird es gefallen, dass Du von Mutter Natur als größter Change-Makerin sprichst. Du wirst damit die inneren, patriarchiale Strukturen in Männern und Frauen triggern und mächtig Gegenwind bekommen. Man wird Dich verleumden und Stimmung gegen Dich machen,  je mehr Du mit Deiner wilden Arbeit in die Öffentlichkeit trittst. Man wird Dich gierig und nicht-spirituell schimpfen, weil Du keinen Bock auf „Minimalbezahlung bei größtem Einsatz“  und späteren Burnout hast (ehmm da war doch was mit Betablockern ..).

Du wirst lernen immer besser mit diesen Anfeindungen zu tanzen. Sie zu umarmen und in Licht zu verwandeln, statt Dich in einen Streit verwickeln zu lassen. Du wirst dabei erkennen, dass „es allen Recht machen zu wollen“ ein Gefängnis und lediglich ein vererbtes, behinderndes Muster ist, was Du ganz schnell ablegst.

Du wirst außerdem Menschen treffen, die ihre weibliche innere Quelle noch nicht gefunden und kein Gespür für Grenzen haben. Die sich an Dir, Deiner Lebendigkeit und Deinen vielen kreativen Ideen, Texten etc. bedienen und Dich anschließend verhöhnen. Es wird sich zuerst wie ein Verrat für dich anfühlen. Als Du das näher erforscht, wirst Du auch darin das alte, destruktive Spiel der Geschlechter wiedererkennen (das wir heute nicht mehr brauchen): Da kommt eine*r an die Quelle der Frau und bedient sich und verhöhnt sie anschließend. Das wird Dich auf eine weitere Reise zu Deinem inneren Mann schicken. Auch hier gibt es noch etwas zu erlösen.

Ich schicke Dir ganz viele, dicke Umarmungen. Du machst das wirklich großartig. Denke daran: das ist kein Sprint, sondern ein Langsterckenlauf. Es geht nicht darum anzukommen, sondern viel mehr auch darum die Reise zu genießen.

Es wird dauern, bis Du Deine alten Rollen wirklich abgestreift, Deinen neuen Platz eingenommen hast und sagen kannst: das bin ich: eine moderne Medizinfrau. Eine Nachfahrin der Hexen, eine WITCH .. Wise Intuitive Teacher Councelor Healer. Eine Frau die einmal andere Frauen mit ihrer Seelenkraft dabei unterstützt, tief sitzende Ahnen-Traumata zu transformieren.

Ich will Dir heute liebevoll zuflüstern, dass die Wege tatsächlich dadurch entstehen, dass Du sie gehst. Und dass Mut vom Leben immer belohnt wird. Dass Du mit Deinen wilden Schritten die Weichen für Deine wunderbare Zukunft gestellt hast. Du wirst auf diesem Weg vielen spannenden und inspirierenden Menschen begegnen. Du wirst endlich auch Deinen Tribe finden. Deine Familie. Du wirst lernen, dass wenn Du Deinem Seelenweg folgst, sich alles vor Dir entblättern wird, wie eine schöne Blume, die immer weiter erblüht. Du wirst zahlreiche Synchronizitäten erleben, die sich niemand jemals hätte ausdenken können. Und Du wirst völlig bezaubert sein, von Magie des Universums. Du wirst erleben, dass am Ende alles bedingungslose Liebe ist. Du wirst vor allem bestens vorbereitet sein für die Transformation ab 2020.

Much love to you, my younger self. You rock!

Ich unterstütze 100 Frauen mit "Jetzt bin ich dran!" gratis Coaching Sessions (bis Mitte Oktober 2021)

Wenn Du bisher eher funktionierst, als wirklich zu leben.

Wer schreibt hier eigentlich?

Hallo, ich bin Iris! Ich bin Interkulturelle Diplom-Psychologin, interaktive Workshop-Facilitatorin, Forscherinnen-Seele, Bloggerin & Speakerin aus Köln. Ich bin Expertin für Inclusive Leadership, Intercultural Teambuilding und liebe Schokolade.

0 Gedanken zu „Brief an mein 10 Jahre jüngeres Ich“

  1. Liebe Iris, deine Reise in die Vergangenheit zu deinem früheren Ich ist sehr berührend. Deine Schilderungen, welche Krisen du durchlebtest, wie du sie meisterste und welche Erkenntnisse du aus ihnen mitnahmst, machen dich sehr nahbar. Das was du heute tust und der Mensch, der du heute bist hat gerade dort seien Ursprung. Ich bin nach unserem tiefen Gespräch immer noch geflasht , es ist kaum mit Worten zu beschreiben, was es bei mir auslöste. Einfach ein Geschenk, das unglaublich schön ist. Ich möchte darüber sogar einen Artikel schreiben. Deine Arbeit und dein Artikel sind wundervollhttps://static.xx.fbcdn.net/images/emoji.php/v9/tf3/1.5/16/2764.png LG

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    • Liebe Nicole,
      danke Dir ganz herzlich. Auch für Deine tiefe Wertschätzung für meine Arbeit. So schön zu hören, was es in Dir bewegt hat (und weiter bewegen wird). Das ist nur der Anfang. Da gibt es noch so viel mehr.
      Ich bin schon ganz gespannt auf Deinen Artikel.
      Liebe Grüße, Iris

      Antworten
  2. DANKE! Die Geschichte deines Weges ist für mich Ermutigung, Herausforderung, Bestätigung und Verstanden-Fühlen. Dein Text erinnert mich daran, dass überall auf der Welt immer mehr Frauen die patriarchalen Erwartungen und Strukturen hinter sich lassen, damit sie wild und wunderbar, voller Energie, Klarheit, Lust, innerer Sicherheit und Stärke in die Welt hinaustreten um ihr Geschenk der Welt bringen zu können. ❤️

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    • Danke Dir, liebe Yvonne :)! Genau das! Genau darum geht es. Und ich weiß, dass Du mit Deiner wunderbaren, wilden Arbeit auch dazu beiträgts, sister in crime :)! Much love

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